Was ‚machen‘ Fragen?
Fragen produzieren Schuldverhältnisse. Denn wer nicht antwortet, bleibt dem Fragenden ja die Antwort schuldig.
(Für mich immer wieder erstaunlich, wie genau die deutsche Sprache beschreibt.)
Dabei sind Fragen etwas unglaublich Nützliches und Effizientes. Fragen schränken den Möglichkeitsraum, aus dem ge-antwort-et werden wird in der Regel stark ein und ermöglichen so den schnellen Austausch.
Geschlossene Fragen wie
Kommst Du mit?
Wie spät ist es?
werden im Alltag (sozial erwünscht und) nur mit Ja, Nein oder einem Zahlenwert beantwortet.
Die sogenannten W-Fragen
Wer? Wie? Wo? Was? Weshalb? Wozu? (etc.)
produzieren im Alltag, dass der Gefragte im Suchraum des Fragenden antwortet.
Wie spät ist es? – 13.21 Uhr.
Wer geht denn mit zum Mittagessen? – Wir beide kommen mit.
Wo findet die Sitzung statt? – Im Raum 1.02. (usw.)
Das bedeutet aber umgekehrt auch, dass bestimmte kommunikative Akte sehr unwahrscheinlich werden.
Wie spät ist es? –
Gestern habe ich vom Unfalltod eines entfernten Bekannten erfahren.
Weshalb ist die Post noch nicht rausgegangen? –
Auf dem Weg zur Arbeit heute morgen kam mir ein Falschfahrer entgegen. Das war richtig knapp.
(oder)
Der Entwurf für den Flyer trifft nicht das, was wir sagen wollten.
Schade eigentlich, denn damit nehmen wir – indem wir fragen – uns in vielen Situationen nämlich auch die Möglichkeit, den anderen, dessen Gedanken- und Lebenswelt neu/ anders wahrzunehmen.
Was tun? – Mit Zustimmung und Vorsicht arbeiten.
Hmm.
Ja.
(Nicken)
Viel Spass beim Ausprobieren.
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